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Wenn Auszeichnungen triumphieren

Wenn Preise und Auszeichnungen über Recherche triumphieren

In Polen haben Preise, Auszeichnungen, Medaillen und vermeintliche „Champion“-Titel seit Jahren Hochkonjunktur. Das Problem ist weniger die Anerkennung an sich, sondern die mangelnde Überprüfbarkeit der zugrundeliegenden Aussagen. Immer häufiger begegnen uns Berichte, die Innovation, Lebensrettung oder revolutionäre Durchbrüche verkünden – oft gestützt auf ungeprüfte PR-Botschaften oder patriotisch aufgeladene Erfolgsgeschichten.

Technologie- und Marketingversprechen sind leicht inszeniert: ein professionelles Demo-Video, ein emotionaler LinkedIn-Post – und schon übernehmen Medien und Blogger die Superlative. Doch aus PR-Rhetorik werden noch lange keine validen Geschäftsfälle.

Ein Beispiel: Anwendungen aus dem Bereich Elektronik sind zweifellos interessant – etwa für Werbung, Mode pder sogenanntes Smart Packaging. Doch wenn diese Technologien plötzlich als medizinische Revolutionen oder lebensrettende Innovationen dargestellt werden, braucht es Belege: Studien, Zulassungsdokumente und überprüfbare Daten.

Inzwischen scheint fast jede Institution – Verlag, Verband, Stiftung oder Handelskammer eigene Preise zu vergeben. Viele dieser Ehrungen sind weniger ein Zeichen objektiver Anerkennung als vielmehr ein Networking-Instrument oder sogar ein Geschäftsmodell: Der Titel ist kostenlos, aber das dazugehörige Zertifikat oder die Trophäe kann kostenpflichtig erworben werden.

Ein neuer Trend fällt besonders auf: Firmen werben zunehmend mit ihrer angeblichen „Erfahrung“. 50, 75 oder 100 Jahre sind keine Seltenheit mehr, auch in Deutschland – doch auf polnischen Websites erscheinen mittlerweile auch Angaben von über „1000 Jahren Erfahrung“. Kürzlich stieß ich auf die Seite einer deutschen (!) Vertretung in Polen, die stolz „1200 Jahre Erfahrung“ bei 148 Mitarbeitenden angab. Derartige Zahlen sprechen fürKreativität – aber kaum für Glaubwürdigkeit.

Mein Appell an Redaktionen, Blogger und Kommunikationsprofis:

Übernehmen Sie keine Aussagen ungeprüft. Prüfen Sie Primärquellen, fordern Sie Belege und unterscheiden Sie zwischen Marketingversprechen und überprüfbaren Fakten.

Auszeichnungen können sinnvoll sein – wenn sie auf transparenten Kriterien und nachvollziehbarer Prüfung beruhen. Am Ende zählt nicht die Anzahl der Preise, sondern die Substanz. Qualität schlägt Quantität.